Wie fühlt sich Gleichstellung für mich an?
Wie zeigt sich die Würde des Menschen?
Claudia Grava und Andreas Paragioudakis, Roland Alton, Verena Leija, Irmgard Frank, Wolfgang Ölz, Raimund Mauritz, Susan Holzer, Albrecht Zauner, Carmen Pfanner, Daniela Egger, Gerhard Benz, Angelika Rümmele, Stefan aus Oberstaufen (63 Jahre), Mädchen aus Andelsbuch (8 Jahre), Mädchen aus Andelsbuch (11 Jahre), Levin aus Andelbuch(8 Jahre), Mathilde aus Andelsbuch (46 Jahre), Raffaela aus Dornbirn (36 Jahre), Fatma aus der Türkei heute wohnhaft in Andelsbuch (40 Jahre), Schweizer Seniorengruppe, Marianne aus Andelsbuch (61 Jahre), Luca aus Andelsbuch(8 Jahre), Andelsbucher wohnhaft in Grossdorf(65 Jahre), Mädchen aus Andelsbuch(12 Jahre), Studentin aus Mainz (20 Jahre), Harald aus Andelsbuch (54 Jahre), Sebastian aus Alberschwende (17 Jahre), Mutter aus Egg (34 Jahre), Männlicher Gast aus Deutschland (45 Jahre), Willi aus Andelsbuch (61 Jahre), Hofstetter Kurt, Andreas Broger, Adi Gross, Cornelia Oberbichler, Rudolf Bischof, Martina Feurstein, Karl Felder, Martina Hladik, Jolanta Szalanska, Sylvia Taraba, Gottfried Bechtold, Claudia Burkhardt, Gerry Ammann, Ulrike Sokolowski, Marianne Greber, Barbara Doser, Barbara Schock-Werner, Olaf Räderer, Himi Burmeister, Eric Leitner, Kurt Bereuter, Matthias Ammann, Marina Hämmerle, Friedrich Böhringer, Johann Peer, Marliese Rüf-Zündel, Tomas Redl, Peter Niedermair, Markus Fink, Dogan & Wolf Wien 2010, Ulli Marberger, Martina Rüscher, Markus Berchtold-Domig, Waltraud Maier, Ona B., Barbara Anna Husar, Edith Hofer & Ulli Knall, Anja Schlamann, Gernot Bösch, Gabriele Bösch, Horia Boboia, Isabella Marte, Carmen Zanetti, Burcak Kilic, Uta Belina Wäger, Andreas Geser, Brigitte Schleicher, Asja Jann, Ursula Abraham, Jochen Schmachtel, Margarete Broger, Yvonne Fink, Sabine Benzer, Claudia Lutz, Vinicio Fioranelli, Benny Gleeson, Herbert Meusburger, Heidulf Gerngross
Claudia Grava und Andreas Paragioudakis
Sonntag, 21. Oktober 2018, 15 Uhr Andelsbuch:
Improvisation von Körper, Akkordeon und Stimme zu Ehren der Gleichstellung und der Würde. Ein getanztes, inbrünstiges Gebet in den offenen Himmel. Den Raum aufladend mit dem Schmerz der Unterdrückten, der Freude der Befreiten und dem unablässigen Pochen gegen Ungerechtigkeit und Ignoranz...sie alle wollen gehört werden!
Roland Alton
Frigga Haug hat mit der Vier-in-Einem Perspektive ein Lebensmodell entwickelt, mit dem sich Gleichstellung und ein erfülltes Leben erzielen lässt. Der Schlüssel liegt bei ihr darin, die vier Lebensbereiche Erwerb, Sorgearbeit, Kultur und Engagement als gleichwertig zu betrachten. Mehr dazu hier http://ethify.org/content/life
Bei Jean Baudrillard ist es genau der Doppelturm, der die eigentliche Bedeutung eines einzelnen Turms überblendet. Die Verdoppelung ist ein besonders starkes Signifikat, das den Signifikanten auslöscht. In seinem Buch "Der symbolische Tausch und der Tod" hat er 1976 das doppeltürmige World Trade Center als ultimatives Symbol des Kapitalismus beschrieben, das 2001 zum Einsturz gebracht worden ist. Doch nur kurz hat die Erde gebebt.
Wenn Peter und Paula nicht mehr beieinander stehen, wird die Gleichstellung wieder aufgehoben sein.
Verena Leija
Die Gleichstellung fühlt sich unfrei an. Solange die Macht-und Geldverdienstrukturen sich in Vorarlberg durch die Politik, die Unternehmen und vor allem durch die Frauen selbst im Denken nicht ändern, geht die Gleichstellung einen langsamen Weg in die richtige Richtung.
Die Würde des Menschen zeigt sich wie viel Stärke ich habe mich für mich und für andere einzusetzen und unterstützen zu können.
Irmgard Frank
Gleichstellung bezieht sich nicht nur auf Mann und Frau, sondern auf alle Bereiche, ob es unterschiedliche soziale Schichten anbelangt, unterschiedliche Kulturen, erkennbare Unterschiede eben. Gleichstellung heißt jedoch nicht gleich sein. Das zeigt in so schöner Weise das Projekt von Angelo Roventa. Es sind Ähnlichkeiten erkennbar_ symbolisch_ in der Formgebung, durch den Kontext. Das eine, der Kirchenturm, ist für die Ewigkeit gebaut, das andere ist nur für für einen befristeten Zeitraum zugelassen. Schade. Wie schön wäre es die Vergänglichkeit, die das neue Objekt von sich aus hat, einfach zuzulassen und die Zeit abzuwarten, bis es von selbst vergeht.
Wolfgang Ölz
Liebe trifft Liebe trifft Liebe trifft
Nachdem Angelo Roventa im Gespräch bekannte, dass die Liebe ihn nach Vorarlberg geführt hatte, dass die Liebe alles in allem sei, und dass ein Stamm seiner temporären Skulptur mit dem Wort "Liebe" beschriftet sei, und nachdem der Pfarrgemeinderatsvorsitzende von Andelsbuch, Karl Felder, mir gegenüber am Telefon der Freude über das Werk Ausdruck verlieh, über die Tatsache, dass die Stämme auf die bestehende Kirche hinweisen wollen, war mir plötzlich klar: Ich muss nach Andelsbuch, um diesen zweiten Turm der Kirche Peter und Paul anzuschauen. Vor Ort blickte ich an den Stämmen hinauf und fotografierte den Schriftzug "Liebe", der an einem in den Himmel ragenden Baum steht. Dann ging ich in die Kirche und lichtete am Hochaltar das nazarenische Herz-Jesu-Bild ab. Zuhause wurde mir die Verbindung schlagartig klar: Die Liebe am Stamm verweist auf das Innere der Kirche, wo das Herz Jesu vor Liebe brennt. Liebe Liebe Liebe.
2002 erschien zum damaligen Kunstkirche-Wettbewerb unter der Federführung von Walter L. Buder eine Handreichung im Grünewald-Verlag. In einem beispiellosen Dialog zwischen Kunst und Kirche wurden darin herausragende KunstKirche-Projekte im Land Vorarlberg und in der Diözese Feldkirch prämiert. Das Werk "Peter und Paula" von Angelo Roventa, dieses Gedankenspiel sei gestattet, ist ein weiteres KunstKirche-Siegerprojekt - ganz ohne Jury und ganz klar.
Meinen gesamten Artikel zur Titelseite des Kirchenblattes im Breich Presse auf dieser Website finden sie hier:
https://www.kath-kirche-vorarlberg.at/organisation/kirchenblatt/artikel/neuer-blick-auf-die-kirche-n
Raimund Mauritz
Gleichstellung ist ein Gefühl der Wertschätzung. Unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Reichtum oder Armut etc. werde ich genauso Wert geschätzt wie ich den/die anderen Wert schätze.
Susan Holzer
Salome steht für die Gleichberechtigung der Frau, für das gleiche Recht auf Grausamkeit und das Einsetzen von Macht für eigene Ziele. Salomes Macht ist ihre Weiblichkeit.
Salome von Albrecht Zauner
Anja Schlamann
Die fotografische Serie ErSieundIch von Anja Schlamann zeigt Ausschnitte aus dem Leben eines Mannes, der offenbar drei verschiedene Leben lebt: das eines westfälischen Bauers, das eines bürgerlich lebenden Beamten und das eines kosmopoliten Ingenieurs. Anja Schlamann ist für ihre Arbeit ErSieundIch in die Rolle ihres Bruders Lukas geschlüpft und hat ihn, der vor 40 Jahren im Säuglingsalter gestorben ist, mit dieser Arbeit in Form der Selbstinszenierung wieder zum Leben
erweckt. Die seit vier Dekaden bestehende Leerstelle wird in dieser selbstreflexiven Performance aufgefüllt.
Die Möglichkeiten, die Anja Schlamann ihm auf diese Weise gibt, sind fiktiv, doch die Fotos schaffen Tatsachen: Sie zeigen drei gelebte Leben, die durch die Fotografie in die Realität eingebettet sind. Das Gedächtnis der Familiengeschichte kann damit retropsektiv in unterschiedlichen Varianten gelesen werden. Wenige Assessoirs, klischeehaft eingesetzt, spielen mit dem Konstrukt um Geschlechteridentität. Als Zeichen gesetzt, werden sie als tradierte Geschlechtsmerkmale gelesen.
Die Identität der Fotografin teilt sich dabei visuell in zwei Anteile auf: in den eines Mannes und den einer Frau.
Die fotografischen Sequenzen werden um eine zusätzliche Ebene ergänzt: um Interviews, fiktiv geführt zwischen Bruder und Schwester, der familiäre Alltag sind ebenso Thema wie Verlassenheit und Vergänglichkeit. Das Rollenspiel in der Arbeit ErSieundIch wirkt dieser Verlassenheit entgegen, indem sie eine imaginierte Illusion visualisiert und damit eine neue Realität schafft.
Gernot Bösch
Das Hervorstehende bei der Frau ist sekundär. Angesichts der Gleichstellung müsste das Hervorstehende beim Mann auch sekundär sein. Das Unsichtbare der Frau ist primär. Wenn der Mensch das Sekundäre der Frau, die nährende Brust, zum Primären erhöbe, reifte der Mann erst im höheren Alter. Der weise Mann ist fähig die Erde zu ernähren.
Der stillende Mann
Benny Gleeson
Benny Gleeson, 67, ist bekannt als Musiker und Mitbegründer des Jazzseminars. Inzwischen hat sich der pensionierte Musikschul-Lehrer auch als bildender Künstler und Performer einen Namen gemacht.
Seit der Entstehung des Pentaphonoliths wissen wir, dass aus deinem Plan, der Musik gänzlich den Rücken zu kehren, nichts geworden ist. Zum Glück kann man sagen. Durch die Schaffung dieser Klangskulptur ist auch die Liebe zur Musik zurückgekehrt. Was ist nun dran an dem Gerücht, dass du demnächst dem Alphorn Töne zu entlocken versuchst?
BENNY GLEESON: Das Alphorn ist quasi die Urposaune, also sozusagen auch mein ursprüngliches Instrument. Es ist richtig, dass ich mit dem Alphornbläser Pepi Scheffknecht in einen klanglichen Dialog treten werde. Auf diese Art kommt es zum improvisierten Zwiegespräch. Es wird eine neue Interpretation uralter Klänge sein, eine Metapher für das Gespräch zwischen Mann und Frau.
Was ist der Anlass für diese unkonventionelle Idee?
BENNY GLEESON: Das ist eine spannende Geschichte. Nur so viel kann ich derzeit sagen: Es geht darum, dass die Kirche in Andelsbuch temporär einen zweiten Turm bekommt. Dieser Turm wird mittels zwölf über 30 Meter hohen Baumstämmen, durch ein luftiges kreisförmiges Gebilde, dargestellt. Diese Stämme werden in einer spektakulären Nachtaktion zum Donnerstag angeliefert und im Laufe des Tages in die bereits vorbereiteten Stahlrohre gesetzt.
Wann und wo wird die Aktion stattfinden?
BENNY GLEESON: Die Performance wird am Donnerstag, 6. September bei der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Andelsbuch sein. Gegen 18 Uhr werden wir mit den zwei Alphörnern bereit sein und auf das Startsignal warten. Wir freuen uns natürlich auf viele Besucher, die diesen feierlichen Akt rund um die Aufstellung des zweiten Turms mit uns gemeinsam erleben.
Kurt Bereuter
Vom Sinn und Unsinn eines Kirchturmbaues
Kirche, Kirchturm, Kirchturmuhr, Kirchturmglocken prägen zum Teil in mehrfacher, freilich kleinerer und größerer Ausgestaltung,
die Dörfer des Bregenzerwaldes und sind Zeugnis der einstmals sehr religiösen Gesellschaft ebendort. Aber heute noch einen Kirchturm zu bauen, scheint anachronistisch und ohne Sinn.
Angelo hat es trotzdem gemacht. Damit der jetzige Turm, Angelo nannte ihn Peter, der Pfarrkirche zu St. Peter und Paul in Andelsbuch einen Turm „Paula“ dazu gestellt bekommt.
Letztlich hat nicht die Aufklärung im Bregenzerwald die Kirchen zu einsamen Orten gemacht – mal abgesehen von Beerdigungen und dem dazugehörigen Allerheiligen – sondern es waren die Medien und der Konsum inklusive der Freizeit- und Eventkultur, die zum Niedergang von kirchlich leitenden Traditionen und Rhythmen geführt haben, denen die Kirche als soziale Organisation kein attraktives Gegenangebot gemacht hatten oder machen konnten. Als Anhänger einer aufgeklärten Aufklärung kann ich Ersteres (dass die Kirche ihre Bedeutung verloren hat) nicht bedauern, Zweiteres (die Medien-, Konsum und Freizeitkultur) nur aufzeigen, hinterfragen und zur Diskussion stellen und Stellung beziehen. Dass die Kirche den Tod noch so in Händen hält, vermag ich auch nicht zu bedauern, denn Beerdigungen „feiern“ und zelebrieren, und den passenden Rahmen dazu bieten, das kann sie allemal – die Kirche. Und ehrlicherweise, hier sehe ich weit und breit keine konkurrierende Institution für unsere Kultur.
Aber brauchen wir deswegen einen zweiten, weiblichen Kirchturm in Andelsbuch, die Paula? Der Turm ist ja „männlich“ und ein Phallusobjekt, und der soll jetzt auch noch gegendert werden. Und zu dem, wenn man will, kann man/frau ja jetzt schon im Turm zu St. Peter und Paul eine weibliche Figur erkennen. Das Kreuz an der Spitze, steht für „die“ Kirche weitum sichtbar und markiert einen imaginären Punkt am Fuße des Turms und ist als biologisches Zeichen für das weibliche in Gebrauch, zum Männlichen gehört bekanntermaßen der Pfeil, der ist dann höchstens noch für die Wetterfahne zu gebrauchen und dreht und wendet sich eben mit dem Wind, wenn er denn nicht einfach den Norden und/oder Süden anzeigen soll, was aber auf die Dauer recht trist ist.. Aber er verweist nun mal irgendwo hin und ist nicht an den Ort, gebunden wie das Kreuz, das im Turm
steckt und mit seiner einen Achse nach ganz unten in die Erde zeigt und auf der anderen Seite ins unendlich Hohe. Und zudem stilisiert die Turmbedachung des bestehenden, runden Zwiebelturmes einen Rock und die Turmspitze mit seiner runden Kuppel eine weibliche Figur. Andelsbuch hatte also so gesehen immer schon einen weiblichen Turm, meinetwegen „Paula“, wohl in Anlehnung an Peter und Paul, wobei Paul eben zur Paula wurde um der femininen Leistung des anderen Geschlechts entsprechend zu würdigen.
Der neue Turm von Angelo wäre dann erst recht wieder der männliche Turm, der bisher gefehlt hat. Auch er ist von der Ferne eine phallischer Korpus und besteht doch aus zwölf eigenen derartiger Objekte, die sich aber nicht berühren, ja sogar eine eigenes Fundament hat jeder von ihnen und so versammeln sie sich an der Seite zur Kirche und in Respektabstand zum Turm Paula. Sie berühren sich nicht einmal, sie sind nur über die Erde auf gemeinsamem Grund von Kirche und Gemeinde. Aber sie stehen für sich, sehen sich, erahnen sich, fühlen sich vielleicht sogar verbunden, können aber wegen ihrer Verankerung nicht zusammen kommen und müssen eigentlich todunglücklich sein, was dann auch als symbolische Alleinstellung beim
„neuen“ Turm sichtbar ist, der nicht einmal mehr die Kirche berührt.
Insofern können dann die (kirchengebundene) Türmin Paula und der hölzerne (aufgeklärte) Turm Peter als Metapher stehen – für das Trennende zwischen dem Femininien und dem Maskulinen, zwischen Religiosität und Aufklärung, zwischen Tradition und Moderne, zwischen Sakralbau und Kunst, zwischen ...
Und wenn ein Mensch der Gemeinde stirbt, verkündet es erst die Totenglocke ganz bescheiden und zur Beerdigung dürfen dann die großen, schweren, mächtigen Glocken ihren Klang manchmal über die Gemeinde hinaus verbreiten und einladen „den letzten Weg“ eines Menschen zu begleiten und gleichzeitig einen Jeden und eine Jede an die Endlichkeit auf Erden erinnern. Auch den hölzernen Turm „Peter“ oder „Paula“, je nach Sicht, wird dieses Schicksal ereilen.
Am Ende dieses kurzen Erdenlebens wird der Turm wieder dem Boden gleich gemacht und zu Brennholz für die Bevölkerung, was mich wiederum an die brutale Kultur der Stierkämpfe in Spanien erinnert, wo früher der vom heldenhaften Torero getötete Stier mit zwei Pferden vor die Tore der Arena geschleift worden sei um der Bevölkerung zum Verzehr zu überlassen. Der Turm, nennen wir ihn jetzt Peter, wird sich also in Feuer auflösen, zu Asche werden und es bleibt der Turm „Paula“ mit Namen „Peter“ bestehen und kündet weiter, was er seit Jahrhunderten künden wollte und es heute noch bei Beerdigungen vorzüglich macht:
wir alle sind vergänglich.
Gabriele Bösch
Die Greisin
Olaf Räderer
Der Turmbau zu Andelsbuch.
Architektur und Symbolik
Im Rahmen des Werkraumprojektes „Handwerk und Form“ in Andelsbuch lenkt Architekt Angelo Roventa die Aufmerksamkeit auf die „Pfarrkirche St. Peter und Paul“. Da die Pfarrkirche über Jahrhunderte ein Zentrum der Gemeindebildung und des gesellschaftlichen Zusammenhalts war, möchte Angelo Roventa durch seine Zeichensetzung jenen Bereich und die damit verbundenen erneuernden Kräfte wieder verstärkt ins Zentrum der bewussten Wahrnehmung setzen.
Dazu errichtete er neben der Pfarrkirche aus 12 freistehenden, in Kreisform angeordneten, Baumstämmen einen „symbolischen Turm“ der eine Höhe zwischen 32 und 33 Metern erreicht. Zufällig ergab es sich, dass der Turm zur Hälfte auf dem Grundstück der Pfarre und zur anderen Hälfte auf dem Grundstück der Gemeinde steht. Dieser Turm ist nach oben offen und licht- und luftdurchlässig. Durch sein archaisches Erscheinungsbild erinnert er an Steinkreise, Kraftorte und sakrale Kultplätze. In ihrer Gesamtheit bilden die Baumstämme einen Ort der Begegnung mit sich selbst und anderen Menschen, der für kurze Zeit, bedingt durch die zeitliche Beschränkung des symbolischen Turmes, in Erscheinung tritt.
Einer der Stämme trägt die Aufschrift „Liebe“ als Ausdruck des Verbindenden und der Überwindung von Begrenzungen.
Im Rahmen dieses „Projektes“ wird der eigentliche Kirchturm mit dem Namen „Peter“ bezeichnet und der neu errichtete mit dem Namen „Paula“. Dies soll eine stärkere Betonung des Weiblichen und den Hinweis auf die „Gleichstellung von Mann und Frau“ – die Würde des Menschen - und die Reflexion dieses Themenbereiches in unserem alltäglichen Leben zum Ausdruck bringen. Übereinstimmendes und Unterscheidendes sollen in einem Dialog in Respekt und Achtung vor dem Gegenüber gesehen werden. Durch diesen Ort können Menschen angeregt werden, ihre eigenen Gedanken zu formulieren, ihre Standpunkte zu hinterfragen und sich „selbsteigen“ mit dem dadurch Hervorgerufenen auseinanderzusetzen. Symbole können sehr unterschiedlich erlebt und auf verschiedenen Bedeutungsebenen interpretiert und empfunden werden. So möchte ich hier die „Elemente“ dieses „Projektes“ aus der Sichtweise der Symbolforschung und Symbolgeschichte darstellen.
Turmsymbolik
Türme fanden sowohl als Sakralbauten als auch als Wehr- und Nutzbauten ihre Verwendung. Sie können für sich allein als Sakralbau vorhanden sein oder einem sakralen Baumwerk zugefügt sein. Zum Beispiel waren die Zikkurate in Mesopotamien Türme, die rein kultischen Zwecken dienten.
Die sakrale Grundfunktion des Turmes liegt darin, dass er ein verbindendes Zeichen zwischen Himmel und Erde (oben und unten) darstellt. Der zum Himmel aufragende Turm wird zu einem Wegweiser mit der „symbolischen Andeutung“ der Verbindung zu einer „oberen Welt“.
Auf frühchristlichen Grabsteinen wurde der „Leuchtturm“ zu einem Sinnbild für einen himmlischen Hafen. In der barocken Emblematik ist der Turm ein richtungsweisendes Zeichen für das Leben der Christen.
Als Gegenstück zur geordneten Verbindung von Himmel und Erde ist der Turmbau von Babel zu sehen, wo der Turmbau der eigenwilligen Erstürmung des Himmels diente. Dieses ungeordnete Errichten eines Turmes in der Geisteshaltung der Hybris führte in der Sichtweise des Mythos zu Missstimmung, Zerstörung und Sprachverwirrung.
Der mythische Hintergrund der antiken Turmsymbolik, weist darauf hin, dass es einst einen Bruch zwischen Himmel und Erde gab. Durch den Bau solcher Türme wollte man diesen Bruch heilen. Ursprünglich ist der Turm als eine Art von Gefäß gesehen worden, in dem sich Geist und Materie verbinden und dadurch die Entsprechung zwischen himmlischer und irdischer Ordnung zum Ausdruck gebracht wird.
Die Ganzheit von „Oben und Unten“ beinhaltet zwei Richtungen spiritueller Bewegung – das Obere kommt herab – das Untere steigt hinauf.
Im Gegensatz zur konstruktiven Gestaltung des Turmbaus können sich Menschen symbolisch gesprochen einen eigenen Turm als egozentrisches Gefängnis errichten. Dieser Turm lässt dann weder Wärme noch Licht von „oben“ herein. Jene Menschen schließen dann ihren Turm von oben ab und krönen ihn symbolisch, als Ausdruck dafür, dass sie keine andere Autorität als ihre eigene anerkennen. Im Zustand psychischer Unausgewogenheit befinden sie sich in der Situation des „Eingekerkertseins“.
In diesem Kontext gesehen steht diese destruktive Turmsymbolik dafür, dass viele Menschen in ideologischen Türmen leben, die sie aus ihren „Wörtern und Ideen“ bauen und Stein für Stein aufrichten. Die analytische Psychologin Sallie Nichols charakterisiert solche Türme folgendermaßen:
„Wie ihre äußeren Gegenstücke sind solche Türme nützlich zum Schutz vor Chaos, für gelegentliche Zuflucht und als ein hilfreicher Ort, um sich mit Hilfe seines größeren Gesichtswinkels neu zu orientieren. Sie sind so lange nützlich, als wir Platz lassen für gelegentliche Ummöbilierung und die Türen offen halten, damit wir nach Belieben kommen und gehen können. Wenn wir aber ein starres System irgendeiner Art errichten und es zum König krönen, dann werden wir seine Gefangenen. Wir sind nicht länger frei, uns jeden Augenblick zu bewegen und zu wandeln, die lebenspendende Erde zu berühren und von ihren Jahreszeiten berührt zu werden.“
Die Zerstörung dieses „Ichturmes“ führt schlussendlich zur schmerzhaften Ernüchterung und Bewusstwerdung.
Der von Angelo Roventa gestaltete Turm ist das Gegenteil jenes „Ichturms“. Als Zeichen einer offenen Geisteshaltung ist er nach oben und seitlich geöffnet. Dadurch wird ein dementsprechender Dialog ermöglicht, der für einen neuen Entwicklungsprozess offen ist und nicht durch eigene Vorurteile und Vorstellungen abgeschlossen ist.
Glockensymbolik
Die beiden Glocken, die im Turm angebracht sind und durch den Wind bewegt werden, stehen für einen Dialog zwischen polaren Kräften – zwischen Männlichem und Weiblichem. Sie können sowohl für einen Austausch jener Kräfte in uns selbst als auch mit anderen Menschen stehen.
Die beiden Glocken stehen zueinander im Unterschied einer Oktave.
Die Glocke drückt die Verbindung von Himmel und Erde aus. Außerhalb des Christentums fanden Glocken ebenso kultische Verwendung. Zum Beispiel in östlichen Religionen sollten die Glocken Götter herbeirufen oder auch besänftigen und Dämonen vertreiben. Im Christentum wurden die Glocken zum Sinnbild für die Verkündigung des Evangeliums, so dass das einfache Volk darin symbolisch die „Stimme Gottes“ sah.
Im außerchristlichen und vorchristlichen Rahmen fanden Glocken oder Glöckchen in sakralen Riten ebenso ihre Verwendung. Als Beispiele seien die antiken Mysterienkulte erwähnt: Kybele-Kult, Dionysosmysterien und Mithraskult. Bei der Enthüllung des Kultbildes ertönten Glöckchen. Auch an liturgischen Gewändern wurden Glöckchen angebracht – so zum Beispiel am Rock des jüdischen Hohepriesters. Musik und harmonische Laute waren ein weitverbreitetes Mittel um die Harmonie wieder herzustellen und Böses und Destruktives abzuwehren. So sollten die „Wetterglocken“ zum Vertreiben der Gewitter im Zusammenhang mit den damaligen Vorstellungen zur Vertreibung böser Mächte gesehen werden. Weitere Funktionen der Glocken: Ruf zum Gebet, Erinnerung an den Gehorsam gegenüber göttlichen Gesetzen, Symbolisierung von kosmischen Harmonien, Widerhall der göttlichen Allmacht.
Im Falle dieses „Turmprojektes“ werden die Glocken nicht durch menschliches Zutun, sondern durch den Wind zum Klingen gebracht.
Dazu ist zu erwähnen, dass bei den alten Völkern die Winde personifiziert wurden und auch in christlichen Traditionen wurden Hauch, Atem und Wind mit der Vorstellung des Gottesgeistes verbunden.
Winde wurden in manchen kultischen Formen wie „Engel“ als „Götterboten“ aufgefasst.
Axis mundi
In antiken Lehren wurde die Weltachse, deren Errichtung als Tat von Heroen verstanden wurde, als ein ideell gedachtes Zentrum gesehen, welches Himmel, Erde und Unterwelt verbindet. Es handelte sich um eine Mitte, die die 3 Ebenen Himmel, Erde und Unterwelt miteinander verbindet. Auf die Zeit übertragen bedeutet dies die Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Die „axis mundi“ bewirkt, dass ein „wertfreier Raum“ eine Orientierung erhält und die Zeit eine Ausrichtung erfährt. Das Schaffen einer „axis mundi“ ist die Setzung eines Zeichens, um auf einen „sakralen Raum“ hinzuweisen.
Es handelt sich um das Schaffen einer symbolischen „Heiligen Mitte“. Der Turm kann in Entsprechung zur Weltsäule, dem Weltenbaum und dem Weltberg, die eine alle Seinsebenen verbindende „axis mundi“ bilden.
Baumsymbolik
Der Turm besteht aus 12 Baumstämmen, die in Kreisform angeordnet sind und in ihrem Zusammenwirken den „sakralen Raum“ konstituieren. In alten Kulturen war der Baum ein Sinnbild göttlicher Wesenheiten und wurde als Aufenthaltsort numinoser Mächte gesehen. Er galt als Verbindung des „Unterirdisch-Chthonischen“ , des Lebens auf der Erde und des Himmels. Der Stamm des Baumes wurde als Weltachse gesehen und im Sinne der göttlichen schöpferischen Kraft mit phallischer Bedeutung versehen.
Kreissymbolik
Symbolgeschichtlich gesehen wird der Kreis oft im Gegensatz zum Quadrat gesehen. Der Kreis gilt als Symbol der Einheit und des Absoluten und der Vollkommenheit.
So wird der Kreis zum Symbol des Geistigen und das Quadrat zum Symbol des Materiellen und der Erde. Bei der Bildung des Turmes sind die Baumstämme in Kreisform mit der Erde verbunden. In früherer Zeit wurde der Kreis auch als Schutzsymbol gesehen – daran erinnern uns noch die Symbolik des Gürtels, Ringes, des Reifs und die kreisförmigen Amulette, wie wir sie aus verschiedenen Kulturkreisen kennen.
Zwölfzahl
Die 12 Baumstämme, die sich aus der Turmkonstruktion ergeben haben, können auf verschiedenen Ebenen wahrgenommen und interpretiert werden.
Es seien hier einige Beispiele angeführt:
Die Zwölfteilung des Sonnenlaufs entspricht den 12 Bildern des Tierkreises. Diese werden wieder in ein Analogieverhältnis zu den 12 Aposteln gesetzt. Weitere Entsprechungen sind die 12 Edelsteine auf dem Brustschild des Hohepriesters, und in der Apokalypse ist die Zwölfzahl in Verbindung zum Zodiak zu sehen. Der Mensch als Mikrokosmos (als Mann und Frau im Sinne eines androgynen Urbildes) steht in Entsprechung zum Makrokosmos und die Körperteile des Menschen werden in der Folge verschiedenen Tierkreiszeichen zugeordnet. Die Tierkreiszeichen bilden wiederum 4 Elementdreiecke als Entsprechungen zu Feuer, Wasser, Luft und Erde.
In antiken Tierkreisdarstellungen wird Mithras in der Mitte des Zodiaks dargestellt oder auch Aion – der Gott der Zeit – inmitten des Zodiaks. Im Mittelalter finden wir Darstellungen von Christus, der von Tierkreiszeichen umgeben ist.
Abschliessende Gedanken
Neben all diesen symbolkundlichen Hinweisen und Gedanken sollte der Betrachter in einen eigenen und persönlichen Dialog mit dem „Turm“ treten und für sich selbst den ihm entsprechenden Zugang und die daraus resultierenden Gedanken und Ideen entwickeln. Vielleicht kann ihn die „Mitte“ des Turmes auf seine eigene „Wesensmitte“ zurückverweisen und den „Turm“ als ein Symbol seiner selbst erkennen lassen, in welchem sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft begegnen. Die Vergangenheit im Hinweis auf die Jahrhunderte zurückreichende Zentrumsbildung durch das Kirchengebäude oder die persönliche Prägung des Betrachters, die Gegenwart als Herausforderung zur eigenen Sichtweise im „Hier und Jetzt“ und die Zukunft durch das daraus resultierende persönliche und verantwortungsvolle Handeln und Gestalten.
Edith Hofer
Tabernakel
Ulrike Sokolowski
Gleichstellung bedeutet für mich Gleichberechtigung.
bedeutet Respekt, Respekt vor dem was der Mensch ist und woher er kommt, das gleiche Recht auf Leben und Respekt, zwischen Mann und Frau, aber auch allen sogenannten Randgruppen. So unterschiedlich und „anders“ wir auch sind.
Für mich ist es sehr verbunden mit Rawls These, dass die Gerechtigkeit die 1. Tugend sozialer Systeme sein sollte.
Alle Weitere ergibt sich daraus. In Deutschland heisst die Frauenbeauftragte, die für die Quote zuständig war, jetzt auch Gleichstellungsbeauftragte und hat den Auftrag auch Randgruppen mit einzubeziehen. Aber im realen Leben ist jeder Einzelne gefragt, und das täglich und immer, „die da oben“ werden es nicht für uns erledigen.
Matthias Ammann
Peter – ja den kennt Mann/Frau – aber … Paula?
Immerhin ist Paula, spannend, vielsagend, attraktiv und soweit ich weiß, der erste weibliche Kirchturm in der langen Geschichte der katholischen Kirche.
Gratulation an den Ideenkünstler Angelo Roventa und Respekt allen Beteiligten, dass sie sich auf dieses aussagekräftige Experiment eingelassen haben.
Auch für die Handwerker war es eine Herausforderung, die „lange Paula“ sicher aufzustellen. Das ist nur in Holz und nur mit gutem Handwerk in dieser Form möglich.
Der Gedanke an eine Nachnutzung von Paula’s holzigen Füßchen – als Sitzkreis – gefällt mir sehr gut.
Tolle Idee der Nachhaltigkeit.
Gratulation auch den Verantwortlichen der Pfarre!
Gottfried Bechtold
Pietà
Marina Hämmerle
In den Himmel ragend, selbstragend, dort wo die Liebe sich aufrecht
hält. Stamm für Stamm, für sich, im Kreis mit sich und untereinander.
Nicht hier, nicht heute, immer dar. Insbesondere dort, wo Liebe steht,
am höchsten in den Himmel reckt.
Weit die Zwischenräume, groß die Landschaft hinein. Du ohne mich
und ich ohne dich? Du mehr als ich und ich mehr als du? Die Bäume
strafen Lügen, der Strand bezahlt mit Kiesel. Dort sind alle gleich,
gleich nackt und noch gleicher. Kein Status. Kein Vermögen. Dort wo
der Mensch Natur, der Mann die Frau, die Frau der Mann. Was zählt,
ist die Liebe, was bleibt auch diese.
Alle Körper werden zu Himmelskörpern, sind groß, sind weit, leuchtend
und blank. Egalité, Gleichheit, Igualdad. Ganz einfach, inmitten der
Sonne, von Wellen umspült, in Sand gegraben.
Schwarz, noch schwärzer. Weiß, noch weißer. Darin das Herz. Es
kommt mitten durch die Augen. Erreicht und berührt mich tief in
meinem Innersten.
Himi Burmeister
Hirsche suchen ihren abgesägten Wald
Horia Boboia
HE+SHE
SHE+HE
Anna Barbara Husar
Kuh blickt auf Euter
Martina Rüscher
Ich spüre Gleichstellung, wenn ich mir absolut keine Gedanken mehr darüber machen muss, ob ich wirklich gleichgestellt bin. Ich werde gleich gesehen, gehört, respektiert und ernst genommen.
Ich übe Gleichstellung, indem ich bei Gesprächen bewusst den Menschen mir gegenüber sehe - und seine Unterschiede was Geschlecht, Kultur, Körper, Alter, Beruf, Herkunft, Bildung u.v.m. anbelangt - in den Hintergrund rücke.
Gleichstellung ist für mich keine „Gleichmacherei“ - sondern das Recht auf Chancengleichheit und gleichwertige Startbedingungen für alle.
Menschenwürde zeigt sich für mich in einem achtsamen, respektvollen und wertschätzenden Umgang mit Menschen, Tieren und unserer Natur.
Carmen Zanetti
Eine aufrechte, in den Himmel ragende Fragestellung nach der Gleichstellung im 3. Jahrtausend. Auf kirchlichem Boden. Nicht nur formschön, sondern auch ein bisschen frech.
Claudia Burkhardt
Frage 1: Wie fühlt sich Gleichstellung für dich an?
Gleichstellung fühlt sich für mich total normal an. Das heißt nicht, dass ich Gleichstellung überall sehe oder davon ausgehe, dass sie überall realisiert ist. Es soll nur heißen, dass ich sie für das Selbstverständlichste auf der Welt halte und erstaunt, befremdet, schockiert bin, was für ein Thema es in vielen Gesellschaftsbereichen immer noch ist - vor allem auch im kirchlichen (katholischen) Umfeld.
Natürlich habe ich mich als Journalistin schon oft inhaltlich mit dem Thema auseinandergesetzt und inzwischen sind Chancengleichheit und Equal Pay für mich als Personalentwicklerin in einer großen Fernsehredaktion mit mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch ein konkreter Teil meiner Arbeit. Ich versuche zur Verbesserung der Lage beizutragen. Dabei bewege ich mich zum Glück in aufgeklärten Kreisen: Natürlich hat mein Arbeitgeber eine Gleichstellungsbeauftrage und natürlich fordern die meisten jungen Kolleginnen auch ihre Rechte – vor allem gleiche Entlohnung und Aufstiegschancen - ein.
Früher sagte man Gleichberechtigung und ich erinnere mich noch gut, wie mir als junges Mädchen allmählich klar wurde, dass das, was mir meine Eltern schon in den 60er und 70er Jahren vorgelebt haben, keine Selbstverständlichkeit war. Meine Mutter hat im mittelständischen Familienbetrieb mitgearbeitet und mitentschieden, mein Vater war auch im Haushalt und bei der Kindererziehung präsent. Mein Vater in der Küche oder mit Staubsauger – das war für mich ein genauso vertrautes Bild wie meine Mutter am Konferenztisch – und umgekehrt. Ich habe viel von beiden Welten mitbekommen, weil ich – solange noch zu jung, um alleine zuhause zu bleiben – in der Firma Hausaufgaben gemacht und gespielt habe. Ich fand das ganz normal und hatte immer Mama und Papa in meiner Nähe. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass diese echte Teamarbeit meiner Eltern zu dieser Zeit nicht die Regel war, sondern dem einen oder dem anderen Geschlecht von der Gesellschaft unterschiedliche Rollen zugewiesen wurden.
Dementsprechend irritiert war ich, als ich mit der damals noch vorherrschenden konservativen Weltsicht allmählich konfrontiert wurde - geradezu schockartig dann als ich nach dem Abitur für zwei Jahre in Italien gelebt habe. Söhne und Ehemänner, die bei Tisch nicht aufstehen, wenn etwas fehlt, sondern brüllen: „Mama, manca l’acqua“ und Mutter oder Schwester eilfertig das fehlende Tafelwasser aus der Küche holen. Wahnsinn - und auch nördlich der Alpen damals (?) durchaus noch Alltag. Umerziehung war in solchen Fällen schwierig und Partnerwahl fand für mich fortan vor allem nach dem Ausschlussprinzip statt. Ich wusste immer, wie der Mann an meiner Seite auf gar keinen Fall sein sollte. Ich wollte eine Beziehung auf Augenhöhe – und habe sie gefunden.
Ich hoffe sehr, dass die jungen Frauen sich heute leichter tun und nicht in altes Rollenverhalten zurückfallen. Denn das große Ganze – die Teilhabe an ökonomischer und politischer Führung, an der Gestaltung der Zukunft – fängt eben leider doch schon im Kleinen an.
In meinem persönlichen Alltag – beruflich wie privat - ist Gleichstellung also tatsächlich normal – aber es war ein bisschen Arbeit …
Frage 2: Wie zeigt sich die Würde des Menschen?
Jeder Mensch hat eine ganz natürliche und persönliche Würde. Auch bei Kindern ist dieses Bewusstsein für den eigenen Wert schon erkennbar. Würde erspürt man mehr, als dass sie aktiv gezeigt würde. Da sie also von Natur aus da ist, ist die eigentliche Frage: Wie kann sie erhalten bleiben? Wodurch wird sie beschädigt? Ganz klar: Immer durch Machtmissbrauch. Dieser kann körperlich gewaltsam oder ganz subtil herablassend sein. Immer stellt sich dabei einer über den anderen, immer ist das ein Angriff auf die Würde eines Menschen. Das Gleichheitsprinzip ist dann außer Kraft.
Das Thema hat mich schon früh beschäftigt und im Philosophieunterricht bin ich auf den Kategorischen Imperativ von Kant gestoßen, der besagt:„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Ein komplexer Ansatz, der bei ethischen Fragen aber hilft. Es geht auch schlichter. In der Bibel etwa: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ Oder die sogenannte Goldene Regel: „Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg auch keinem anderen zu“. Das kann man doch eigentlich sehr gut behalten!
Marianne Greber
Maxi und Leon auf den Festwochen
Stefan aus Oberstaufen (63 Jahre)
Ich habe das Kunstwerk soeben bewundert. Ich könnte mir vorstellen, dass es so eine Art Zaun ist. In dem Zaun ist der Friede drin. Der Friede soll im Ort bleiben. Der Zaun kann aber auch für die ganze Welt eine Bedeutung haben, dass der Friede auf der ganzen Welt sein sollte. Egal was für ein Land. Also wenn ich sage die ganze Welt, dann meine ich ja alle Ausländer inbegriffen.
Mädchen aus Andelsbuch (11 Jahre)
Das schaut gut aus, weil es Kunst ist. Und der Turm schaut cool aus, weil Liebe d’rauf steht. Ich glaube, das gewinnt den Wettbewerb.
Mädchen aus Andelsbuch (8 Jahre)
Das ist ein zweiter Kirchturm.
Levin aus Andelsbuch (8 Jahre)
Mädchen und Buben sind eigentlich gleich, Mädchen können auch Fußball spielen. Am Anfang haben sie zwar etwas weniger Muskeln, aber das gibt sich dann. Meine Schwester ist älter als ich und spielt Fagott.
Mathilde aus Andelsbuch (46 Jahre)
Das Kunstwerk finde ich total gut, echt cool. Für mich sollte der Turm stehen bleiben. Ich hatte ihn sofort fotografiert und verwende ihn als mein digitales Profilbild. Obwohl ich den Sinn nicht gekannt habe, hat er mich angesprochen. Die Fragestellung bezüglich Gleichstellung überfordert mich jetzt total. Ich habe meine beiden kleinen Patenkinder dabei, meine eigenen sind schon groß. Und die Kinder halten mich gerade auf Trab, die brauchen meine ganze Aufmerksamkeit, deshalb bin ich zu blockiert, um das in Worte zu fassen. Jedenfalls ist mir Gleichstellung sehr wichtig.
Raphaela aus Dornbirn (36 Jahre)
Geil, was geht da ab? Wie ich Gleichstellung empfinde? Gleichstellung beginnt für mich im Alltag. So wirklich in ganz banalen Sachen. Haushalt, Wäsche waschen, Kinderbetreuung, die Pflichten geteilt wahrnehmen, in einer Beziehung, im Alltag. Das merke ich in meiner Beziehung, dass ich da ziemlich gesegnet bin. Das ist bei vielen noch nicht so angekommen, was für mich völlig selbstverständlich ist. Da bin ich manchmal ganz erstaunt, was andere so erzählen. Für mich ist das völlig selbstverständlich, dass mein Partner genau dasselbe macht wie ich, dass er genauso da ist für die Kinder, dass er genauso arbeiten geht wie ich, anders würde es auch gar nicht gehen, wenn wir uns nicht alles wirklich 50:50 aufteilen würden. Das traue ich mich echt zu sagen, dass es bei uns so ist. Das ist für mich die erste Assoziation zur Gleichstellung. Wo ich finde, dass es überhaupt nicht klappt, ist bei Frauen in der Wirtschaft oder in der Karriere. Was ich in Vorarlberg so wahrnehme ist, dass Frauen schnell an eine gläserne Decke stoßen. Jetzt gar nicht ich persönlich, aber
wenn ich mich so umschaue, müssen Frauen in Karrierepositionen 150% arbeiten, also einfach viel mehr schaffen als Männer, wenn sie sich das nicht nehmen lassen wollen auch Kinder zu haben. Und ja, einfach die selben Rechte, die selbe Mitbestimmung und das selbe Recht auf Karriere haben wollen. Das finde ich, dass klappt hinten und vorne nicht. Darüber hinaus ist so gelebte Gleichstellung ganz oft in der Gesellschaft überhaupt nicht da. Das, was man vielleicht so im privaten herbringt, fehlt in der Gesellschaft noch weitgehend.
Fatma aus der Türkei wohnhaft in Andelsbuch (40 Jahre)
Was der Turm für mich darstellt? Kunst vielleicht? Echte Bäume wären mir lieber gewesen. Ich sehe mir den Turm oft an, denn wir wohnen in der Nähe. Er steht für die Gleichstellung? Aha! Gut, dass ich das nun weiß, dass sie mir das gesagt haben. Jetzt sehe ich ihn mit anderen Augen. Mensch ist Mensch.
Gebürtiger Andelsbucher wohnhaft in Großdorf (65 Jahre)
Das tut der Kirche nicht weh.
Das Wichtigste ist, dass es stabil und gut verankert ist.
Albrecht Zauner
Gleichberechtigung von Ambo und Altar in der Pfarrkirche Peter und Paul in Andelsbuch
2001 wurde der Chorraum von Bildhauer Albrecht Zauner neu gestaltet. Von offizieller Kirchenseite wird der Ambo (Tisch des Wortes) und der Altar (Tisch des Brotes)als gleichwertig betrachtet. Um dies auch bildlich zur Darstellung zu bringen wurde der Altar aus der Mitte nach rechts gerückt und der Ambo näher zur Mitte. Diese Maßnahme war aber nicht selbstverständlich, da der Altar bisher immer in der axialen Mitte plaziert wurde. Es kam zu heftigen Kontroversen. Pfarrer Edwin Matt stand damals mit aller Kraft für die Gleichberechtigung der beiden lithurgischen Orte ein.
Das neue Zentrum der Kirche wurde somit, anders als früher, durch ein ausgewogenes Verhältnis der einzelnen Elemente gebildet.
Carmen Pfanner
Gemischtes Einzel
Daniela Egger
Gar nicht.
Nur die Abwesenheit von Gleichstellung erzeugt Gefühle. Wir erleben sie kurz nach dem Verlassen des Kleinkindalters, mit dem Eintauchen in das kollektive Bewusstsein. Die Trennung findet an dieser dünnen Bruchlinie statt, wir unterscheiden und bewerten, und ab dann erfahren wir die mit der Trennung verbundenen Gefühle.
Die Gleichstellung ist trotzdem ein natürlicher Zustand, auch wenn wir uns weit von ihm entfernt haben. Ein Zustand, der manchmal aufscheint, als Möglichkeit, als Moment, sobald Menschen aufeinander treffen, die auf hierarchische Denkmuster verzichten können. Diese befinden sich in einem Experimentierfeld, sie spielen mit dem Undenkbaren und werden doch immer wieder zurückgeworfen an einen Anfang, der mit dem Gesetz des Stärkeren argumentiert. Trotzdem – die Erkenntnisse aus dem Experiment sind soweit gediehen, dass Gleichstellung nichts zu tun hat mit Gleichmacherei. Gleichstellung hat nichts mit Geschlechterfragen zu tun. Sie hat es nicht nötig, Unterschiedlichkeiten zu ignorieren. Sie ist übrigens seit 1947 in den Menschenrechtsgesetzen verankert. Es lohnt sich, immer wieder darauf hinzuweisen. Wenn nötig mit einem unerwünschten Turm.
Gerhard Benz
Türmen in Parallelen
Himmel vom Erden entgegen
wirkt Sehnsucht endlos im Fernen.
Ihr Weg verfängt sich steil in den Wipfeln entlaubter Seelen.
Tiefe nimmt den Atem des Steigens in sich auf,
verführt das Sein zum Blickewerfen.
Vom Aufstreben erfüllt, senkt Mächtiges sich in loser Andacht.
Steig', Paula, steig'!
macht den Unterschied zur horizontalen Sterblichkeit.
Verweilen nimmt sich Zeit im Vertikalen.
Traum über Traum, darunter nichts Wahres.
Im Sturm verändern sich die Welten, oben.
Im Unten war gut Kirschen essen?
Angelika Rümmele
alles ist bewegung alles ist spiel...
Hofstetter Kurt
Die Kreuzung von Chromosomenpaaren XX und XY (siehe Ausgangsfigur) induktiv rotiert generiert gleichzeitig zwei übereinander liegende Ebenen aperiodischer und asymmetrischer Muster von X und Y (siehe Ebene 1 und Ebene 2). Auf einer Ebene dominieren die Chromosomen von XX auf der anderen Ebene die Chromosomen von XY. Beide Ebenen bedingen einander existentiell – eine davon bleibt immer unsichtbar. Die Verschränkung beider Ebenen zeigt transparent völlig symmetrisch und periodisch gleich verteilte Chromosomenverbindungen zu XX und XY – SUPERSYMMETRISCH (siehe SUSY).
Andreas Broger
Das fühlt sich an als wäre da jemand über mir, der mich und andere gleichstellen kann. Das ist ja aber nicht der Fall, außer vielleicht vor Gericht oder bei einer Wahl, wo ich dasselbe Stimmrecht habe wie alle anderen. Es gibt also eine Gleichstellung in bestimmten Situationen. Aber im Alltag, im sozialen Umfeld, in der Familie und so weiter, hat jeder seine Stellung, und das ist wohl auch gut so. Meiner Meinung nach wäre es wichtig, zu versuchen, die Menschen möglichst gleich zu behandeln. Dazu muss man vielleicht gerade ihre Nicht-Gleichstellung anerkennen.
Adi Gross
Im allerersten Moment dachte ich, das sind doch zwei ganz verschiedene Fragen. Im zweiten; nein, sind es nicht. Das gehört zusammen. Die Würde des Menschen besteht gerade auch darin, dass sie für alle Menschen gleich gilt, dass sie unantastbar ist. Dass es keinen Unterschied geben darf. Schon gar nicht zwischen den Geschlechtern. Zwischen Peter und Paula.
Aber die Frage „Wie fühlt sich Gleichstellung für mich an?“, ist eine schöne Frage, zugleich eine sehr ungewöhnliche. Das Gefühl der Gleichstellung? Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. Ich glaube ich kann das gar nicht beschreiben, weil ich kein anderes kenne, weil es der Normalzustand ist, ganz gewöhnlich, daher nicht wirklich im Bewusstsein. Ich fühle mich aber sehr unbehaglich, werde wütend, wenn ich etwas anderes wahrnehme. Das wird dann fast körperlich. Ich käme nie auf die Idee einen Unterschied zu machen, zwischen Peter und Paula. Und das sag ich nicht weil das politisch opportun ist. Bewusst also fühle ich die Umkehrung. Die Abwesenheit der Gleichheit, das Unterschiedmachen. Das ist gegen die Würde. Trotzdem gebe ich zu: Ich ringe auch gelegentlich mit den Rollen, die den Unterschied, den ich hier meine, manifest machen wollen. Sie wurden auch mir antrainiert. Mein Umfeld in meiner Kindheit, die Autoritäten, haben sich bemüht. Ja, gerade auch Peter und Paul. Drum ist das gut, dass da jetzt Paula steht. Gleich und natürlich anders. Wie es im Leben, täglich, sein sollte.
Cornelia Oberbichler
Gleichstellung ist so vielschichtig, wie das verfassungsrechtliche Gleichbehandlungsprinzip: es gebietet, Gleiches gleich, und Ungleiches ungleich zu behandeln. Gleichstellung hat daher für mich nicht den Anspruch des Absoluten. Gleichwohl ist es wichtig, sich darüber Gedanken zu machen, um verkrustete gesellschaftliche Ungleichstellungen zu hinterfragen und aufzulösen. Es fühlt sich gut an, wenn alle Frauen ihr Leben so gestalten können, wie sie selber wollen, ohne sich gesellschaftlichen Zwängen zu unterwerfen; wenn es akzeptiert wird, dass Kinderbetreuung/-erziehung keine ausschließlich weiblichen Angelegenheiten sind. Der Gedanke, dass Gleichstellung für alle Gültigkeit hat und allen der Zugang zu Bildung und Teilhabe am öffentlichen Leben mit der gleichen Selbstverständlichkeit zugestanden wird – das fühlt sich für mich gut an.
Wie zeigt sich die Würde des Menschen? Die Verankerung der Würde des Menschen als Grundrecht hat eine lange Vorgeschichte, bis sie endlich als angeborenes Recht anerkannt war. Am Beginn des dritten Jahrtausends scheint sie plötzlich wieder disponibel und man kommt in Versuchung zu denken, dass die Würde jedes Einzelnen von unterschiedlichem Wert ist. Die Würde eines Menschen ist aber nicht von Macht und Geld abhängig. Sie zeigt sich in einem wohlwollenden, vorurteilsfreien und vor allem respektvollen Umgang miteinander.
Rudolf Bischof
Das ist für die Kirche eine jener Fragen, über die man immer wieder gezwungen ist, nachzudenken. Aktionen wie die Kunstinstallation am Innsbrucker Dom, die nach Gottesbildern und Geschlechterrollen fragt, stoßen uns da kritisch an. Das ist auch gut so. „Peter und Paula“ trifft in diesem Punkt genauso ins Schwarze. Die hoch in den Himmel aufragende Stämme der „Paula“, sind für uns eine Erinnerung daran, dass man gerade die eigenen wunden Punkte nicht zu blinden Flecken werden lassen darf. Mit der Frage, wie oder woran sich denn die Würde des Menschen zeigt, geht es uns da scheinbar leichter von der Hand.
Da ist zum Beispiel der viel zitierte Satz von der Würde des Menschen, die unantastbar ist und die dennoch oft mit Füßen getreten wird. Darauf hinzuweisen, dass unsere Gesellschaft auf der Würde des Menschen fußt, ist deshalb zu allen Zeiten wichtig. Ein offener Blick, ein Miteinander auf Augenhöhe, das sind „Begleiterscheinungen“ eines würde- und respektvollen Umgangs miteinander.
Gleichzeitig merkt man aber auch, dass sich mit dem Nachdenken über die Würde des Menschen der Kreis hin zur Gleichstellung schließt. Denn wer die Würde eines jeden Menschen ernst nimmt, kann bei der Frage der Gleichstellung nicht wegsehen.
Martina Feurstein
Jeder Mensch ist ein Individuum mit Würde .
Feminismus ist nicht weiblich, sondern menschlich.
Los geht’s – es gibt noch viel zu tun…!
Martina Hladik
Eigentlich mag ich das Wort Gleichstellung nicht, denn es fühlt sich so an, als ob man etwas, das eben nicht gleichwertig ist, auf die gleiche Stufe stellen soll.
Als frühe Halbwaise (meine Mutter hat uns 3 Töchter nach dem frühen Tod unseres Vaters ins Erwachsensein begleitet), als evangelische Christin (bei uns gab es schon lange Frauen in Führungspositionen = Pfarrerinnen), als Schülerin eines Mädchengymnasiums gab es für mich schon früh das Gefühl, dass wir – Mädchen und Frauen – das gleiche können wie Männer: lernen, studieren, einen Beruf ausüben, einem Hobby nachgehen, kurzum ein selbstbestimmtes Leben führen.
Paula unterstützt Peter, und umgekehrt. Er steht fest da, nach außen eher geschlossen, sie leichtfüßig und nach außen offen … ist das ein Klischee? Ich empfinde es nicht so.
Wir sind nicht alle gleich, aber wir können einander auf Augenhöhe begegnen und das „so-sein“ des/der anderen respektieren, schätzen und würdigen.
Karl Felder
ORA ET LABORA - BETE UND ARBEITE
Was braucht der Mensch zum Leben?
Orte der Besinnung. Über viele Jahrhunderte steht die Kirche dominant im Zentrum von Andelsbuch. Sie ist den beiden Aposteln Peter und Paul geweiht. Die offenen Türen laden alle Menschen ein, den sakralen Raum zu besuchen. Du kannst zur Ruhe kommen, dich besinnen, meditieren, alleine beten oder zusammen mit anderen und in der Geborgenheit der Pfarrgemeinde die Wendepunkte deines Lebens feiern.
Da ist der Turm, der uns darauf hinweist, dass es eine Wirklichkeit gibt, die größer ist als das, was wir tagtäglich erfahren. Alle sind wir mit derselben Würde ausgestattet, weil wir alle Kinder Gottes sind.
Da ist die Turmuhr, die uns mahnt, mit unserer begrenzten Lebenszeit sorgsam umzugehen. Gleichzeitig weist sie uns auf die Ewigkeit in, die in unserer Zeit bereits angebrochen ist.
Was braucht der Mensch zum Leben?
Freude am Dasein durch sinnvolle Beschäftigung und Arbeit für das tägliche Brot.
Aus der religiösen Perspektive betrachtet erfüllt der Mensch durch sein kreatives Schaffen und Gestalten den Schöpfungsauftrag Gottes und erhält gerade dadurch seine Würde. (Gen 2,15)
Die Natur (aus religiöser Perspektive Gott) stellt uns Materialien zur Verfügung. Der Mensch fügt Steine so zusammen, dass sie zu einer Kirche werden, die auf die Gegenwart Gottes in unserer Gemeinde hinweist. Aus Bäumen entstehen durch kreatives Schaffen Möbel, die mehr als nur Gebrauchsgegenstände sind. Gebet ohne Bezug zum täglichen Leben wird leicht zur Weltflucht. Arbeit ohne geistigen Hintergrund kann zu zielloser Schinderei ausarten.
Wir laden deswegen zu einem Dialog zwischen Sonntag (ora) und Werktag (labora)ein.
Jolanta Szalanska
Sylvia Taraba
Dis-Kurs II
aus dem plastischen Konzept „Diskurs der Liebe“
Was haben Mann und Frau einander zu sagen?
Zunächst vielleicht nur mehr wenig? Oder wenig Erbauliches?
In jedem Fall aber
Weitläufig Oikologisches
Statt des Club of Rome, dessen Selbsterfüllende Prophezeiungen die Uhren
seit Jahrzehnten auf fünf vor zwölf einfrieren, übernehmen
(ein) Mann und (eine) Frau
als logische Zwei-Seiten-Form und dimorphes Prinzip,
als Subversives PAAR, als Übergeordnete Idee, als Erotische Schwingung,
als genuine Protagonisten der Konditionierten Koproduktion,
als zwei sexuell unterschiedene Selbst-Bewusstsein(e) in Prokreation und Kooperation,
als Seltsame Schleife, Verwickelte Hierarchie, Dialektische Serpentine – und -
als Krone der Schöpfung –
das (subversive) Sprechen!
Mann und Frau als das ®evolutionäre Potential und ®evolutionäre Subjekt(e) in eins.
vereinen solcherart
Liebe und Widerspruch, Differenz und Identität, Philosophie und
Praxis, Kunst und Leben, sowie Krieg und Frieden.
Jetzt ist Feuer am Dach!
Mann und Frau im Streit ist die Wurzel allen Übels.
(Shakespeare, Sommernachtstraum)
Gerry Ammann
GLEICHSTELLUNG
Barbara Doser
... Fragen, die nur relevant sind, wenn kein ethischer Konsens vorliegt. Sie sind leider keine pädagogisch-didaktische Attitüde … Welches Ereignis veranlasst über spontane Empathie hinaus, Würde dauernd zu leben? Die Anlagen dazu sind in der DNA verfügbar
... pädagogisch-didaktische Attitüde … Welches Ereignis veranlasst über spontane Empathie hinaus, Würde dauernd zu leben? Die Anlagen dazu sind in der DNA verfügbar … soziokulturelles Lernen ist zu aktivieren. Und es gilt noch immer: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“.(bekannt als „Goldene Regel“)
Die DNA birgt die Information der Würde der Menschheit als Das Normative Anliegen. Sie birgt die Information des Lebens.
In ihr steckt das ganze Universum.
Atemstöße sind Zeichen von Leben. Mit jedem Atemstoß wird DNA mitgeliefert Eingespeist in einen Latexballon werden die Atemstöße als Volumen sichtbar. Sie selbst legen den Raum für den Verbleib der DNA an. Dick umwickelt mit einer transparenten kohäsiven PE-Folie mutieren sie zu stabilen skulpturalen Kunstformen – Puffs, Speicher von DNA.
PUFF: ATEMSTÖSSE MIT DNA
Isabella Marte
Nachdem das Patriarchat mit Hilfe der Kirche den weiblichen Aspekt des Göttlichen mit nachhaltigem Erfolg aus unserem Bewusstsein gedrängt hat, ist es an der Zeit, gemeinsam an der Rehabilitierung der Grossen Göttin zu arbeiten. Hier ist die Anleitung, einen heiligen Raum zu öffnen und die Archetypen des Medizinrades aus der Tradition der Anden einzuladen, sowie die feminine und die maskuline Seite des Göttlichen. Wir bedienen uns dem Zugang aus dieser Tradition, da diese, versteckt vor den spanischen Eroberern und zurückgezogen in den Anden gepflegt, bis heute unverfälscht überlebt hat. Wir weben um uns eine Kugel der Unendlichkeit und der femininen Schöpferkraft. Dazu stellen wir uns auf, eine Rassel oder Trommel oder Glocke in der Hand, und drehen uns in die Richtung, die wir hereinrufen. Zur Anrufung von Mutter Erde begeben wir uns auf die Knie, zur Anrufung von Spirit stehen wir wieder auf und richten unseren Blick in den Himmel.
Zu den Winden des Südens: Sachamama, Grosse Schlange. Komm zu uns Mutter/Schwester. Umhülle uns mit Deinen Schlingen des kosmischen Lichts. Halte uns in diesem Licht und lass es tief in uns eindringen, in all unsere Zellen, in die Galaxien zwischen unseren Zellen, bis in unsere DNA. Damit wir all das abstreifen können, was uns nicht mehr länger dient, nicht mehr länger zu uns gehört, und wir es so abstreifen können, wie Du Deine Haut abstreifst, auf einmal. Du, die du das Prinzip der Gravitation verkörperst, halte uns im Raum der Leere, der Unendlichkeit, verbinde uns mit unserer geliebten Mutter Erde, so dass wir fest in ihr verwurzelt sind. Aho.
Zu den Winden des Westens:
Otorongo, Mutter/Schwester Jaguar, Chokechinchai. Komm zu uns über die Regenbogenbrücke, die die Welten verbindet, die Antakarana aus Licht. Lehre uns, mühelos gleichzeitig in der sichtbaren und unsichtbaren Welt zu wandeln. Lehre uns deine Medizin der Furchtlosigkeit, sogar jenseits der Angst vor dem Tod. Du, die du den Tod und die Wiedergeburt von ganzen Galaxien gesehen hast, lass uns Deine Transformationskraft spüren. Du, die Du für das Gesetz der Entropie stehst, unterstütze uns, indem Du Ordnung in Chaos, oder falls nötig Chaos in die Ordnung bringst. Lass alles, was hier geschieht, in Makellosigkeit und Integrität geschehen. Aho.
Zu den Winden des Nordens:
Ahnen, Vorfahren dieses Landes, Grossmütter und Grossväter. Cera Kente, heiliger Kolibri. Wir ehren Euch, die Ihr vor uns da wart und die Ihr nach uns kommen werdet, die Kinder unserer Kinder. Cera Kente, nimm uns mit unter Deine winzigen Flügelchen. Du, die Du für das Prinzip der Evolution stehst, der Evolution innerhalb eines Lebens, nimm uns mit auf diese Heldenreise, von der wir alle glauben, nicht dafür gemacht zu sein, denn wenn es heute möglich wäre, dann wäre es keine Evolution. Lass uns nur nach den Möglichkeiten, und nicht mehr nach den Wahrscheinlichkeiten leben. Lass und tief von den Blüten des Lebens trinken, die die wahre Essenz, den Saft des Lebens beinhalten. Lass uns nur noch die Blüten auswählen, die Freude und Liebe in sich tragen. Aho
Zu den Winden des Ostens:
Apu Chen, Hatun Kuntur, Mutter/Schwester Kondor/Adler. Danke, dass Du zu uns kommst, den ganzen weiten Weg von der aufgehenden Sonne und des aufgehenden Mondes. Danke, dass du uns an unsere eigenen Schwingen erinnerst – Adlerflügel, Engelsschwingen, die wir ausbreiten können, um mit dir hinauf zum grossen Spirit zu fliegen. Lass uns all die heiligen Berge sehen, die die Wahrheit der Ahnen halten, dort, wie Materie direkt auf das Göttliche treffen kann, ohne Vermittler. Gib uns Deinen Mut, unsere eigenen Flügel auszubreiten, uns den Aufwinden des Grossen Geistes anzuvertrauen, und Deine Visionskraft, alles aus grosser Distanz und doch bestechender Klarheit zu sehen. Gib uns auch Deine Weisheit, zu sehen, wann es Zeit für das Nest ist. Aho.
Pachamama – Mutter Erde – geliebte kosmische Mutter, die wir hier in diesem wundervollen Planeten erfahren. Wir sind aus Deinem Stoff gemacht und somit sind wir der Mikrokosmos Deines Makrokosmos und wir sind mit allem eins und wir sind gleichzeitig alles. Danke für die Heilung all unserer Verwandten, all Deiner Geschöpfe: der Steinvölker, Pflanzenvölker, der Tiervölker. Danke Pachamama, dass Du uns alle so liebevoll hältst und trägst, dass wir uns hier durch Dich in einem physischen Körper erfahren dürfen. Danke, für all diese wundervollen Erfahrungen. Danke, dass wir zum Aufstieg dieses Planeten und damit des Grossen Ganzen beitragen dürfen. Und danke, dass wir unsere Liebe zu Dir zurückfliessen lassen dürfen und Deine Erdenwächter sein dürfen. All unsere bedingungslose Liebe. Aho.
Inti Taitai – Vater Sonne, Urzentralsonne. Mama Quilla – Grossmutter Mond, Mondgöttin. Hatun Chaskas – all Ihr Sternenbrüder, Sternenschwestern, Sternenfamilien, Sternennationen. All Ihr heiligen Berge dieses Landes, dieses Kontinents, des Himalaya und der Anden. Die Berge des heiligen Femininen, die Berge des heiligen Maskulinen, Iritixi, Wiracocha, Wankantanka, grosser Geist, grosses Mysterium, Urquelle, MutterVaterGott, bekannt unter 1000 Namen und namenlos. All Ihr Medizinmänner und Medizinfrauen aller Traditionen, die Ihr im Raum der Unendlichkeit lebt – danke, dass Ihr uns in diesen Ort einladet, denn hier geschieht Heilung. Dieser Raum, in dem keine Zeit existiert, und wir die Vergangenheit verändern, uns von der Zukunft informieren können, so dass wir eine kraftvolle Gegenwart leben können. Danke für die feminine Schöpferkraft in diesem heiligen Raum. All Ihr leuchtenden Wesen, Engel, Erzengel, Bodhisattvas, aufgestiegene Meister, Avatare, Devas, Naturgeister. Danke, dass Ihr hier mit uns seid, uns unterstützt, uns Eure Liebe und Eure Leitung gebt. Und danke, dass wir alle gemeinsam dieses unglaubliche Lied ein weiteres Mal tanzen, singen und zelebrieren dürfen. Aho
Burcak Kilic
Früher waren Frauen eher höher gestellt wegen ihrer Fruchtbarkeit, weil sie den Göttern ähnlich waren und sie wegen ihrer Fruchtbarkeit ein wichtiger Teil der Natur waren. Es gab keinen männlichen und weiblichen Unterschied zwischen den ersten Kriegern. Danach wurde aber die Welt zu einer männlichen Welt, die von Männern regiert wurde. Egal welchem Geschlecht, welcher Rasse wir angehören, sind wir doch alle gleich. Müssen aber trotzdem für Gleichberechtigung kämpfen, obwohl wir in einer modernen Welt leben. Männer und Frauen ergänzen sich gegenseitig, so bringt dieses Bedürfnis sie näher. Peter + Paula ist ein spektakuläres bedeutungsvolles Projekt von Angelo Roventa.
Ich bin so glücklich, eine Chance zu haben, mich daran zu beteiligen.
Uta Belina Waeger
Frage:
Wie fühlt sich Gleichstellung an?
Antwort:
KÄMPFEN - WIE EIN MÄDCHEN !
Statement:
Ja!
In der Theorie, also auf dem Papier, gibt es (für Frauen)
ius respicit aequitatem („Das Recht respektiert die Gleichheit“)
Siehe auch:
100 Jahre Wahlrecht
90 Jahre Frauenbewegung
70 Jahre Unantastbarkeit der Menschenwürde
60 Jahre Gleichberechtigung
50 Jahre Geburtenkontrollrecht
40 Jahre Gleichbehandlung am Arbeitsplatz
30 Jahre UN-Kinderrechtskonvention
15 Jahre Elternkarenz...
Aber … Nein!
In der Praxis, also in Wirklichkeit, sieht Gleichstellung anders aus:
Alte Geschlechterrollenbilder, weil (sehr lange) tradiert und (wiederholt) antrainiert, funktionieren (immer noch) selbstverständlich, sind daher (fast) unsicht- und unhörbar.
Daran ändern auch eine „ge-gender-te“ Sprache und eine „allheilige“ Frauenquote nicht viel.
Wunschziel wäre es, statt Geschlechterangleichung uam., eingeübte Rollen schlicht irrelevant zu machen!
Das wäre eine echte Leistung.
Andreas Geser
Gleichstellung fühlt sich für mich richtig/wichtig und völlig Zeitgerecht an. Leider ist das nicht der fall, im Gegenteil, beim Thema Gleichstellung/Gleichberechtigung bewegt sich die heutige Gesellschaft noch weit in der Vergangenheit bzw auf dem „Holzweg“, vor allemin der katholischen Kirche: oder warum gibt es keine Pfarrerin? Auch in Bezug auf andere Geschöpfe (Tiere) nimmt sich der Mensch das Recht über sie zu bestimmen (bestes Beispiel für mich, Bauern die ihren Kühen die Hörner abschneiden da sie sie sonst verletzen könnten. Jedoch wird einem Vergewaltiger auch nicht der Penis abgeschnitten, wobei er doch jemanden damit verletzt hat …).
Brigitte Schleicher
Was ich bei dem Wort Gleichberechtigung spüre? Dass noch viel im Argen liegt. Von weniger Lohn über Genitalbeschneidung und Ehrenmord bis zu fast die ganze Haushaltsführung, Kindererziehung, Kranken- u Altenpflege u schlechtere Behandlung v Mädchen u größere Abtreibungsrate. Unsere Sprache ist auch sehr männlichdominiert. Alleinerziehende Mütter, Opfer v Menschenhandel, erzwungene Sexarbeiterinnen. Gewalt in der familie, ... Mir fällt eine Menge ein, was ungleich verteilt ist. Lassen wir den Kopf nicht hängen!
Asia Jann
Gleichberechtigung Mann/Frau?
Momentan habe ich den Kampf der Kinderunfreundlichkeit – und der Gleichberechtigung von Männern in Karenz. Innerer Kampf. Öffentlich sinnfrei. Was ich dabei spüre: Ohnmacht und Verzweiflung.
Ursula Abraham
Grundlegendes Menschenrecht, das viel Kraft erfordert, um es zu erreichen und sofort wieder verschwindet, wenn man es nicht dauernd verteidigt ... Gleichberechtigung umfasst dabei alle Lebensbegebenheiten ... und damit meine ich eben nicht nur Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Hat für mich auch viel mit Hierarchie zu tun.
... Wer gibt wem das Recht sich gleich mit wem zu fühlen?
Jochen Schmachtel
Gleichberechtigung gab es schon in der DDR, als ich auf die Welt kam ... scherzhaft, in der DDR stand auch die Frau ihren Mann. Unsere Familie wurde von den Frauen dominiert und die Männer bekamen ihre Spielwiese und hatten auszurichten, was die Mütter bzw. Frauen wollten
... Gleichberechtigung bleibt und ist schwierig im Alltag zu leben.
Margarete Broger
Lange habe ich über „Gleichstellung“ mit Freundinnen und Freunden diskutiert. Je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto zorniger bin ich geworden:
mein ganzes Leben hörte ich von verschiedenen Politikern, von NGOs, von Wissenschaftlern, von Vertreterinnen und Vertretern der Menschenrechtsorganisationen, Gleichstellung sei oberstes Gebot, ein Menschenrecht. In manchen Arbeitssparten gibt es Gleichberechtigung.
Gleichberechtigung kann man „fassen“ dafür kann man kämpfen. Aber ist Gleichstellung möglich? Ist Gleichstellung in der heutigen Zeit auch noch zeitgerecht?
Wahre Wertschätzung aller Menschen, aller Geschlechter, Völker, Ethnien und Religionen wäre für mich das besser formulierte Ziel! Eigentlich möchte ich nicht „gestellt“ werden, schon gar nicht „gleichausgerichtet“ gestellt werden. Und ist nicht auch das Objekt nur eine vorübergehende Gleichstellung?
Yvonne Fink
In erster Linie Wut. ... weil ich das Gefühl habe, dass unter einer sehr dünnen Oberfläche die irrwitzigsten Vorurteile wuchern ... gegenüber Frauen, Schwule, Fremde, Linken ... etc. etc. etc.
Sabine Benzer
Wie schön, wenn ein gemeinsames Anliegen zur Überwindung von gesellschaftlicher Diskriminierung in Form eines Kunstprojektes im öffentlichen Raum sichtbar wird.
Claudia Lutz
Mein Name ist Claudia Lutz, ich bin 37 Jahre alt, in Wien geboren und immer noch hier lebend. Vom Beruf her bin ich Lehrerin, und das aus Leidenschaft. In meinem ganzen Leben bin ich niemals benachteiligt worden. Weder beruflich, noch wegen meiner Orientierung. Da ich Technikerin bin, war ich gehaltstechnisch immer gleichgestellt. Auch wenn ich über mein Privatleben gesprochen habe, wurde zum Glück alles anerkannt und ich habe mich in dieser Gesellschaft immer wohl gefühlt. Und jetzt als Lehrerin gibt es auch ein Gehaltschema, welches unabhängig vom Geschlecht betrieben wird. Im Umgang mit Menschen würde ich wenig enttäuscht. Deshalb bin ich froh, ein Teil dieser Gesellschaft sein zu dürfen.
Herbert Meusburger
gleichstellungen
ausländer - inländer
papst - dalai lama
mann - frau
unternehmer - arbeiter
primar - krankenschwester
lehrling - student
facharbeiter - akademiker
banker - landwirt
nach dem tod sind alle gleich
Waltraud Maier
Eine mutige Entscheidung der Kirchengemeinde Andelsbuch, sich mit der Gleichstellungs- Problematik zu befassen. Solche Fragen einmal in den öffentlichen Raum zu stellen ist dem gesellschaftlichen Leben sicher nicht abträglich. Die Kirche bleibt ja im Dorf und ist nach wie vor der Begegnungsort von Kommunen. Das Projekt wird auf alle Fälle Anlass zu Diskussionen und Stellungnahmen geben – in welcher Form auch immer!
Hoffentlich in positiver und konstruktiver Weise. Ein Kirchturm aus Holz neben der Kirche von Ignaz Beer ist eine schöne Hommage an Bregenzerwälder Baukunst.
Wer weiß, vielleicht steht Paula nächstes Jahr ja immer noch neben der Kirche!
Ulli Marberger
Shiva und Shakti … tantrische Figuren für das Männliche und das Weibliche …
Die Geschichte Shivas erzählt, dass Gott Brahma seine Schöpfung nicht vollenden konnte, weil seine Geschöpfe nicht in der Lage waren, sich zu vervielfältigen. So erschuf Shiva aus seinem eigenen Körper eine Göttin, die er Shakti nannte und manifestierte sich als halb Mann, halb Frau. Diese Verschmelzung von Shiva und Shakti, die für das männliche und das weibliche Prinzip stehen, transzendiert die Grenzen zwischen beiden und die Begrenzungen von Mann und Frau.
Shaktis Hälfte ist golden, Shivas schneeweiß. Sie ist das Substrat, er die Substanz. Shiva ist statisch, Shakti dynamisch und kreativ. Shiva ist Sein, Shakti ist Werden. Er ist einer, sie ist viele. Er ist unendlich – sie macht hat das Unendliche endlich. Er hat keine Form – sie gestaltet das Formlose zu unzähligen Formen; aber beide sind Eins: Shiva und Shakti leben in edler Reinheit. Ohne seine andere Hälfte, seine weibliche Natur, ist der Herr der Götter Shiva unvollständig und unfähig, mit der Schöpfung fortzufahren. In dieser Form transzendiert der Herr der Götter eine Besonderheit der Geschlechter: Gott ist beides; Mann und Frau, Vater und Mutter, Stillstand und Aktivität, Mut und Furcht, Zerstörung und Schöpfung … Mein Herz brennt für diese Paula und diesen Peter …
Das Gesetz des Lebens ist nichts Absolutes, alles steht in Beziehung zu einander und alles wird ständig von einander befruchtet! Einander zu begegnen, vor allem aber mir selber zu begegnen in der pulsierenden Kraft von Selbstwert und Selbstbewusstsein … das ist mein großer Wunsch …
Schweizer Seniorengruppe
Sind das Bohnenstangen? Es geht um Gleichstellung? Um die Gleichstellung von Roß und Kuh?
Marianne aus Andelsbuch (61 Jahre)
Mi dunkt das guot. Ich höre nur immer, was die Menschen im Dorf so darüber erzählen.
Nüd nur guots. Die kahlen Baumstämme erinnern mich an einen Wald in Ottenschlag im Waldviertel. Da gab es ein großes Waldstück in dem die Bäume erfroren und sämtliche Wipfel abgebrochen waren, und alle Äste, bis auf die unteren. Gleichstellung gibt es bei uns zu Hause schon. Wir diskutieren alles aus. In der Wirtschaft eckt man da mehr an. Wenn du still bist, wärt es länger gut. Beim Turm sind immer viele, vor allem an dem ersten Sonntag nach dem Aufrichten, da sind die Leute hierher regelrecht gepilgert.
Luca aus Andelsbuch (8 Jahre)
Ich finde auch, dass Mädchen und Buben gleich sind. Mädchen haben einen anderen Körper und auch andere Interessen, irgendwie haben sie ein anderes Leben. Und ich finde sie auch gleich gescheit. Meine Zwillingsschwester ist z.B. gleich gescheit wie ich.
Gebürtiger Andelsbucher, wohnhaft in Grossdorf (65 Jahre)
Das tut der Kirche nicht weh.
Das Wichtigste ist, dass es stabil und gut verankert ist.
Mädchen aus Andelsbuch (12 Jahre)
Ich finde es unwichtig. Das baut man sowieso ab.
Studentin aus Mainz (20 Jahre)
Ich hab´s erst nicht verstanden, aber nachdem ich gehört habe, worum es geht, fand ich´s gut. Das ist ein Denkmal dafür, dass die Frauen auch wirklich etwas getan haben in der Geschichte der Kirche. Es ist an sich positiv, dass Frauen gegenüber Wertschätzung gezeigt wird. In Geschichte lernt man ja viel, aber es wird wenig über Frauen gesprochen. An der Uni mehr als in der Schule.
Wie sich Gleichstellung anfühlt? Das kann man schwer in Worte fassen, weil es sich für jeden anders anfühlt. Ich hoffe es tut sich in dem Feld noch etwas. Sobald ich arbeite, so in fünf Jahren, ist mir wichtig, dass gleich bezahlt wird.
Harald aus Andelsbuch (54 Jahre)
Was ich vom neuen Wahrzeichen von Andelsbuch halte?
Siehst du, da oben liegt Baumgarten, jetzt haben wir hier einen zweiten Baumgarten.
Gleichstellung? Halbe- Halbe?
Das mache ich mit meiner Frau schon ein Leben lang.
LIEBE – da steht ja LIEBE auf dem einen Stamm. Heuer sind in Andelsbuch 135 Störche gelandet.
Das ist eine Besonderheit. Vielleicht könnte man da oben ja ein richtig großes Storchennest anlegen?
Sebastian aus Alberschwende (17 Jahre)
In Amerika ist es besonders schlimm mit der Ungleichstellung. Die Dunkelhäutigen wurden früher versklavt. Die Polizisten sind immer noch so drauf. Das finde ich schon schlimm. Eigentlich ist es doch egal wie du aussiehst. Ein Mensch ist ein Mensch. Wie ich Gleichstellung bezüglich Frauen sehe?
Viel Männer sehen das anders. Ich sage mir: Gib der Frau mal eine Chance! Jetzt ist mal ihre Zeit dran. Ich finde Frauen gleichgestellt, ich gehe respektvoll mit ihnen um. Metall ist für die meisten ja ein Männerberuf. Wir haben in der Klasse Metallverarbeitung 5 Mädchen. Die können gut Technisches Zeichen, handwerklich sind sie auch ganz gut. Ich sehe da keinen Unterschied.
Mutter aus Egg (34 Jahre)
Eigentlich sollte das Thema Gleichstellung selbstverständlich sein. Wir Frauen haben uns viel erkämpft, machen aber selbst Rückschritte bei Kinderbetreuung und Arbeit. Viele Frauen in meinem Alter verurteilen uns.
Männlicher Gast aus Deutschland (ca 45 Jahre)
Turm Peter ist dominierender.
Das ist mir zu wenig.
Wenn schon denn schon. Gleichstellung begegnet einem immer wieder, das ist schon Normalität. In den letzten 40 Jahren ist alles gut geworden mit der Gleichberechtigung. Es sind noch ein paar Themen offen, aber man darf das Thema nicht überfordern. Wenn, dann sollten wir über Gleichstellung bei Gehältern sprechen. Ansonsten gibt es keine Benachteiligung mehr.
Willi aus Andelsbuch (61 Jahre)
Ich könnte mir vorstellen, dass das Maibäume sind. Die Andelsbucher hätten dann für 12 Jahre Maibäume.
Gleichstellung?
Oh, je, Gott behüte!!!!
(… und weg war er)
Barbara Schock-Werner
Warum haben manche Kathedralen zwei Türme, andere nur einen?
Die Zweiturmfassade war von Anfang an eine „Fassade des Anspruches“, da wurde sozusagen die Bedeutung des Ortes aufgezeigt.
Deshalb hat sich für Kathedralen fast immer die Zweiturmfassade durchgesetzt, während die Bürgerkirchen sich meist mit einem Turm zufrieden gaben. Aber es gibt natürlich berühmte Beispiele wie die Bürgerkirche St. Sebald in Nürnberg, die in Konkurrenz zum Bamberger Dom zwei Türme aufweist. St. Sebald und St. Lorenz, beide große Nürnberger Bürgerkirchen, haben zwei Türme. Das ist mit einem gewissen Anspruchsdenken oder Anspruchsauftreten verbunden.
In der Regel haben also Bischofskirchen und große Klosterkirchen zwei Türme und Bürgerkirchen einen Turm. Aber von dieser Regel gibt es ganz viele Ausnahmen.
Es war also keine Vorschriften dazu? Nein. an solche Vorschriften hätte man sich im Mittelalter auch gar nicht gehalten. Wenn eine Gemeinde anspruchsvoll genug war zu sagen: „Wir wollen hier mit zwei Türmen operieren“, dann konnte ihr das keiner verwehren.
Wer hätte es ihr untersagen sollen? Der Bischof war froh, wenn die Gemeinden Kirchen bauten. Und Ulm hat zwar nur einen Turm, aber der ist dafür umso größer. Und der Stephansdom in Wien hätte eigentlich zwei Türme bekommen sollen, aber man hat sich dann mit einem besonders prachtvollen zufriedengegeben.
Eric Leitner
Technische Kurzbeschreibung
Neben der Kirche in Andelsbuch wird ein zweiter Turm errichtet. Er besteht aus 12 freistehenden Bäumen die im Boden verankert werden. Die Baumstämme werden kreisförmig angeordnet. Sie bilden einen Ring mit einem Durchmesser von ca. 4,50 m. Die Höhe des Turmes bzw. der Bäume beträgt ca. 36m.
Bauweise des temporären Turmes
– Die 12 Bäume werden im Wald mit einer Länge von mindestens 38 m gefällt. Die Äste und die Rinde werden entfernt. Die Struktur des Baumes bzw. des Baumstammes bleibt in seinem ursprünglichen Zustand erhalten.
– Fundamente: es werden mit einer speziellen Baumaschine, die als Brunnengreifer bezeichnet wird, Betonrohre in eine Tiefe von ca. 2 m in das Erdreich eingebaut. Dafür werden die Betonrohre auf das Gelände gesetzt und das Material im Fundamentrohr mit einem Greifer herausgebaggert. Das Rohr wird dann in den bestehenden Hohlraum versenkt.
Somit entsteht eine gute Einbindung des Rohres in das Erdreich ohne das Gelände aufgraben zu müssen. Es handelt sich bei dieser Methode um ein schonendes und erschütterungsfreies Verfahren.
– Die Baumstämme werden dann in die Rohre versetzt und der Hohlraum mit Magerbeton aufgefüllt. Das Versetzen der Baumstämme erfolgt mit Telekranen.
Tomas Redl
Angeregt vom archaischen Kirchturm von Angelo Roventa in Andelsbuch, der ausschließlich aus rohen Holzstämmen besteht und sozusagen aus der Erde in einen offenen Himmel wächst, erinnerte ich mich an die gotische Kathetrale ohne Dach von San Galgano aus dem 12. Jahrhundert.
Diese Kirche stellt in der Toskana einen einzigartigen Fremdkörper dar und mit diesem Bau wurden zum ersten Mal gotische Stilelemente in Mittelitalien eingeführt, jedoch konnte sich die reine französische Gotik in der Toskana nie durchsetzen.
Nachdem das Dach eingestürzt ist und die Fenster und Türen fehlten, werden die Mauern erhalten und am Boden wächst das
Gras. Der Bau verkörpert so in sich eine gewachsene Verbindung zwischen architektonischen Elementen und der Natur. Im
Film Nostalghia vom russischen Regisseur Andrei Tarkowski ist die Kirche San Galgano die Schlusssequenz des Films, wobei
in einer Überblendung im Hauptschiff der Kirche ein russisches Holzhaus mit einem kleinen Tümpel zu sehen ist und es zu schneien beginnt. So wird aus dem Kirchenraum ein surrealer Raum und dieser weitet sich endlos aus.
Um das Prinzip des Augleichs und der Gleichwertigkeit von männlicher und weiblicher Energie darzustellen, habe ich ein Bodenrelief entworfen, welches im Zentrum von Roventas freien Kirchturm vorgesehen ist. Dieses Relief besteht aus zwei runden Steinplatten, die in der Erde ebenerdig eingelassen sind. Diese Steinplatten haben aus Blattgold bestehende, ineinandergreifende Ringe, die das Symbol der Einheit von 2 Elementen darstellen. Rund um die Steinplatten wächst das Gras. Wenn man nach oben blickt, sieht man den freien Himmel (ohne Bild-Projektionen von religiösen Konfessionen).
Markus Fink
Seit vielen Jahren bin ich mit dem Werkraum Bregenzerwald verbunden.
Der von diesem veranstaltete Wettbewerb Handwerk + Form stellt für mich immer wieder ein besonderes Highlight im
Kulturleben des Bregenzerwald dar.
Das heuer von Architekt Angelo Roventa eingereichte Projekt Peter und Paul(a) fügt sich nahtlos in die Reihe der dort bisher gezeigten, qualitativ hochwertigen Arbeiten ein. Besonders gefällt mir, wie es Angelos Roventa gelungen ist, durch eine einfache und gleichzeitig raffinierte Installation einen Anstoß zur Überdenkung der klassischen Rollenverteilungen in unserer Region zu setzen. Auch die Nachhaltigkeit des Projektes in Bezug auf Ressourcenschonung und Wiederverwertung der verwendeten
Baummaterialien hat mich überzeugt. Ich habe das vorliegende Projekt daher gerne unterstützt und wünsche Architekt Angelo
Roventa damit viel Erfolg!
Marliese Rüf-Zündel
Für die Kirche von Andelsbuch ist der bestehende Turm ein wunderbarer Teil des Gotteshauses.
Eine hervorragende Idee von Architekt Angelo Roventa auch Paula als Turm zu platzieren und der Frau in der Gesellschaft und
Kirche somit einen symbolischen Stellenwert zu geben.
Mit diesem besonderen Projekt dem Turm Paula wird der Frau Wertschätzung, Achtung und Gleichstellung signalisiert.
Die Bauweise – kräftig, gradlinig, kreativ, offen und doch großzügig – passend auch zu Frauen.
Gleichstellung von Angelo Roventa in dieser Art präsentiert fühlt sich für mich wohlwollend an.
Heidulf Gerngross
Ona B.
Ich möchte diese Frage als Frau und Künstlerin beantworten. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – die Parole der französischen Revolution ist ein Leitmotiv für mein Leben. Ich er- setze heute die Brüderlichkeit durch Geschwisterlichkeit.
Ich sehe mich als Künstlerin, die alles vom Mittelpunkt ihrer Weiblichkeit ausge- hend betrachtet. Ich bin gerne Frau. Den- noch gibt es für Frauen kritische Punkte in der Gesellschaft, die ich in meiner Kunst bearbeite. Rollenklischees, die Herrschaft und der Druck der Schönheitsideale, das Einkommensgefälle zwischen den Geschlechtern und die daraus resultierenden ökonomischen Verhältnisse. Auch allgemeine Themen verarbeite ich in meiner Kunst: Die Umwelt, Nachhaltigkeit, Die Sinne, die Politik, Humanität, Menschenrechte und Gleichberechtigung.
Derzeit bearbeite ich mein Entsetzen als politisch interessierter Mensch über die Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA und seine Tätigkeit als solcher, die eben gerade die Gleichstellung aller Menschen auf vielen Ebenen bekämpft. Es werden monetär ohnehin schon Reiche durch viele Gesetze und Verordnungen be- vorzugt, Arme haben nicht einmal eine Ge- sundheitsversorgung, geschweige denn eine Krankenversicherung. Der Präsident macht frauenfeindliche Äußerungen und ist somit ein Beispiel und Vorbild für andere Männer. Er ruiniert funktionierende Strukturen und bekämpft viele fortschrittliche Tendenzen seiner Vorgänger.
Auch in Europa und in Österreich gibt es nun viele ähnliche Tendenzen. Die Demokratien vieler Läder scheinen mir sehr gefährdet.
Meine künstlerische Reaktion darauf ist im Ergebnis eine feministische Arbeit, die auch allgemein politisch gedeutet werden kann. Es ist die Serie „Der Coup der ta- dellosen Frauen zum Tag der Arbeit“, die am 1.Mai 2018 im Kulturverein Bahnhof Andelsbuch gezeigt worden ist. Im Zusammenhang mit dieser Serie konnte ich im Juni 2018 eine Aktion im öffentlichen Raum in New York re- alisieren. „The Impaccable Women ́s March – New York“. Im Stil der Sand- wich-Männer bin ich mit meinen Bildern am Körper durch die Straßen gegangen und konfrontierte so die Passanten mit meinen Kommentaren zur Politik ihres Präsdenten.
Ich werde nun in Wien und an anderen Orten Kunstinteressierte und Freunde zum Photoshooting mit den Sandwich - Plaka- ten, die ich selbst zuvor in den New Yorker Straßen provokativ zur Schau gestellt habe, einladen. Ich möchte das Publikum mit die- ser Aktion zur Komplizenschaft auffordern:„Be an Agent“. Sei ein Agent, ein Befür- worter von Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit!
Wichtig an dieser Arbeit ist für mich der Humor, die Ironie, die wir auch schon als Künstlergruppe DIE DAMEN immer gezeigt haben.
1987 – also vor mehr als 30 Jahren – haben wir die Gruppe DIE DAMEN in Wien gegründet. Wir waren anfangs zu viert: ich, Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen und Ingeborg Strobl. Später kam Lawrence Weiner aus New York dazu. Es gab einige Beweg- gründe: Wir waren unzufrieden mit den Rollen, die den Frauen in dieser Zeit in der Kunst zugedacht waren. Ent- weder Muse, oder strenge, geschlechtslose Künstlerin in Schwarz. Es herrschte außer- dem eine große Humorlosigkeit in der Kuntszene, die geradezu abstoßend war. Wir wollten unser Publikum auf hohem Ni- veau unterhalten und zum Denken anregen und uns dabei explizit als Frauen zeigen, die intelligent sind UND gut aussehen und auch sexy sind. Wir waren Vorreiterinnen. Heute ist einiges, das wir damals zum ersten mal machten, beinahe selbstverständlich.
Wir waren extrem pro aktiv und haben uns als Statements selbst Preise verliehen, oder Kunstorte für unsere Aktionen gewäht, die keine waren, oder einen bestimmten berühmten Ort, wie die Secession in Wien, selbst aktiv angefragt, ob wir da unsere Ak- tion machen dürfen. Die waren von unserem Projekt begeistert, obwohl wir gerade ihre Institution als postmodern in unserer Aktion auch karikiert haben. Wir haben unsere eigenen Personen in den Mit- telpunkt gestellt – in form einer Brief- marke, die wir auf eigene Kosten in der Staatsdruckerei mit unseren 4 Konterfeisim Profil drucken ließen. Wir haben in einerkafkaesken Situation auch die Bürokratie und den Gehorsam der Bürger karikiert, indem wir das Publikum dazu brachten sich in 4 Schlangen bei jedem unserer Tische, jeweils wieder neu anzustellen um das Kunstwerk beim 1. Tisch um 100 Schilling zu kaufen. An Tisch 2 wurde das Kunst- werk, also die Briefmarke, gegen Vorlage des Rechnungsbeleges ausgegeben, an Tisch 3 wurde die Marke gestempelt und an Tisch 4 schließlich verpackt. Das karg gestaltete Raumbild im grossen Saal der Secession ist für die Besucher überraschend und be- eindruckend, es wirkt dystopisch absurd. Unsere Kostüme für diesen Abend waren weisse Hemdblusen, Krawatten, strenge Frisuren und Brillen. Die Nutzung dieser bis dahin „heiligen Halle” für eine Aktion war zukuntsweisend und hatte etwas von einem Sakrileg an sich. Das Publikum war Teil der satirischen und abgründigen Inszenierung,die den damals häufig strapazierten Begriff „postmodern“ als Denkschema entzau- bern wollte.
Und die Besucher haben wunschgemäss mitgespielt. Alle stellten sich bei jedem der Schreibtische an um die „Vorschriften” zu er- füllen. Wir hatten ein volles Haus und 4 funkti- onierende Schlangen. Die Leute verhielten sich im Sinne unserer Anweisungen diszipliniert und hatten eine Menge Spass daran Teil der Aktion zu sein. Man stelle sich heute vor: im Hauptraum der Secession - alle rauchten und tranken Sekt, Bier und Wein. Alkohol und Zigaretten in einem Ausstellungsraum sind heute undenkbar!
Das ganze wurde überwacht von einem Präsidentinnenportrait, das uns alle 4 im Gesicht übereinandergelegt zeig- te. Das nimmt Bezug auf die politische Landschaft in unserem Land. Wir woll- ten eine Präsidentin und haben das Prä- sidentinnenportrait in den Saal gehängt weil es diese nicht gab, und bis heute noch immer nicht gibt! Es ist ein femi- nistisches Statement, das noch immer aktuell ist, bei uns genau so wie in den USA.
Wir haben den Nerv der Zeit getroffen undwurden dann auch ganz offiziell als VertreterÖsterreichs bei der Biennale in Ankara und später auch zur Biennale in Venedig 2003 ein- geladen.
Im Jahr 2003 wurde Lawrence Wei- ner aus New York Mitglied von DIE DA- MEN weil Ingeborg Strobl das Quartett verließ. Die Gruppe heißt DIE DAMEN und die Tatsache, dass man sich nicht an binäre Konzepte der Biologie hält mit der Bedingung, wer ein Mitglied von DIE DAMEN werden kann, ist eine wichtige Sache. Dass wir einen Mann in dieser Gruppe akzeptiert haben, weist sowohl auf den performativen Charakter des Geschlechts als auch auf das Geschlechtals Identifikationsprozess hin. Weil Lawrence Weiner bei seiner Arbeit mit DIEDAMEN als DAME identifiziert wurde.Ein weiterer Aspekt zu diesem perfor- mativen Charakter: Mode war für DIE DAMEN immer sehr wichtig und ein es- sentielles Werkzeug, um sowohl unser Miteinander als auch unsere Vielfalt zu präsentieren. Natürlich trug Lawrence Weiner die gleiche Kleidung, ein Satz aus seinem Brief zur Biennale von Ve- nedig 1993: „Welche Schuhe werden wir tragen?“ zeigt, wie wichtig es auch ihm war.
Ein paar Worte zu diesem sehr prägnanten Namen der Performance- Gruppe DIE DAMEN und welche Be- dürfnisse und Wünsche es sind, die diesem Namen innewohnen:
Ich möchte damit beginnen, wie es zur Namensgebung „DIE DAMEN“ gekommen ist und welche Bedeutung er trägt. Wir woll- ten sehr gerne einen allgegenwärtigen Na- men, der stets in aller Munde ist, mit Bedeu- tung auf vielen Ebenen des täglichen Lebens. Unsere erste Einladung (Westbahnhof) war noch mit allen einzelnen Namen beschriftet. Der Name DIE DAMEN kam erst danach. Der Moment der Namensgebung war uns allen immer bewusst: wir waren für unsere Treffen und Diskussionen oft stundenlang in Wiener Cafehäusern. Der Ober fragte wieder einmal „Noch einen Wunsch, die Damen?“, und es war uns schlagartig klar wer wir waren. Der Name ist Verpflichtung. Wir habenuns immer wie Damen benommen, aber stets mit einem Augenzwinkern und kleinen, oft scharfen Seitenhieben auf der gesell- schaftlichen Ebene.
Bei unseren Kostümen ging es um Be- deutung. Kleidung sagt sehr viel über die Trägerin aus. Man kann damit blitzschnell und auch im Unbewußten Menschen er-reichen. So gefiel uns das Engagement derGuerilla Girls sehr gut, aber unser Weg war es explizit nicht anonym zu sein, denn Frauen tot zu schweigen war ohnehin Jahr- hunderte lang allgemein übliche Praxis. Wir wollten zu unseren Aktionen stehen und als Personen wahrgenommen werden. Als weib- liche Personen, die attraktiv und klug sind.
Wir wollten uns feiern lassen und das als Programm.
Man kann das auch als die zentrale Aussagekraft unserer Formation für nachfolgende Künstlerinnen sehen. „The Women ́s Work is Never Done!“.Feinsinniger Humor und Witz, Zeitkritik, politisches Bewusstsein, Wachheit, Selbst- bewusstsein, Selbstkritik, Sinnlichkeit und Mode, alles hat Platz in der Kunst. Das Inte- ressanteste ist aber die Kombination von all dem.
Der Witz durfte nie fehlen – das war unser Zugang zu den Herzen und Hirnen der Menschen um unsere subversiven Botschaf- ten zu plazieren.
Feministische Praxis im Kunstbe- reich ist nicht nur das, was man sehen kann und was der Inhalt eines Beispiels einer Performance ist, sondern auch die Art, wie Menschen miteinan- der arbeiten und zusammenarbeiten. Die Entscheidungen von DIE DAMEN war direkt demokratisch, alle hatten ein Vetorecht. Das ist sehr wichtig als Baustein für eine Gesellschat in der die Menschen gleichgestellt sind. Hier ein paar Worte zu meiner Erfah- rung mit Birgit Jürgenssen, Ingeborg Strobl, Evelyne Egerer und Lawrence Weiner. Jeder von uns war auch eine erfolgreicher Solokünstler/In und es ist interessant, wie diese beiden Karrieren gleichzeitig funktionieren konnten.
Wir waren jede für sich viel beschäftigt mit unserer eigenen Karriere und auch da sehr erfolgreich. Wir hatten aber das star- ke innere Bedürfnis parallel dazu die Ge- sellschaft zu kommentieren, die Situation der Frau und der Künstler aufzuzeigen. Es waren regelmäßige Treffen, wir haben viel diskutiert und das so lange, bis alle mit dem Ergebnis zufrieden waren. Das dauerte manchmal sehr lange, denn wir waren sehr verschiedene Charaktere. So verschieden wir 4 als Charaktere und Künstlerinnen mit verschiedenen Positionen waren, so wichtig waren jeder von uns DIE DAMEN. Jede hat ihre Eigenheiten in das gemeinsame Projekt eingebracht. Das hat das Ergebnis auch so spannend gemacht. Und da hat es sich sehr gut angefühlt gleichgestellt zu sein.
Vielen jungen Frauen ist nicht bewusst wie viel Arbeit in der Gleich- stellung von Frauen steckt. Es wird vieles für selbstverständlich gehalten und oft leichtfertig verschenkt. Es ist noch immer viel zu tun, die Einkom- men sind noch immer nicht gleich und in einigen Ländern gibt es gerade jetzt in Frauenfragen ernste Rückschritte.
noch einmal zur frage: wie fühlt sich für mich gleichstellung an?Ich habe meinen Weg gefunden daran zu ar- beiten. Ich fühle mich selbstbewußt und in hohem Maße selbstbestimmt. Dennoch den- ke ich, dass noch viel Arbeit zu tun ist, bevor es eine Gleichstellung der Menschen geben kann. Neben ästhetische Kriterien sind mir Inhalte sehr wichtig. Und das schöne dar- an, wenn man als Künstlerin arbeitet, ist: es ist nie langweilig und ich habe die Hoff- nung Visionen umsetzen zu können, mich als aktive Person zu zeigen und damit auch politisch wirksam zu sein. Mir sind Inhalte wichtig – und ich habe die Möglichkeit sie in meiner Kunst sichtbar zu machen und wahr- genommen zu werden. Mit der Kunst kann man Haltung zeigen. Auch ohne Worte. Und das haben wir auch als Künstlergruppe DIE DAMEN getan.
Markus Berchtold-Domig
Wie fühlt sich Gleichstellung für mich an?
bereichernd, entlastend, wertvoll
Wie zeigt sich die Würde des Menschen?
Bezugnehmend zu den eigenen Wurzeln und der eigenen Heimat nachhaltige Schritte im eigenen Lebensraum setzen.